In Tronje Marquardts Backstube haben schon so manche gelernt, die Brezel zu schlingen. Ein Landesminister war bisher nicht darunter. Das ist seit Freitag, 18. Februar 2011, anders: Rudolf Köberle, Minister für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz in der Stuttgarter Landesregierung, stattete der Erzeugergemeinschaft Albkorn einen Besuch ab – zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Karl-Wilhelm Röhm aus Gomadingen, der derzeit erneut für das Direktmandat im Wahlkreis Hechingen-Münsingen kandidiert.
Albkorn-Bäckermeister Tronje Marquardt (zweiter von rechts) brachte den beiden CDU-Politikern die Vorzüge der strikt regionalen Erzeugung greifbar auf den Tisch: in Form von Brezelteig aus Albkorn-Mehl, dessen Getreide auf der Schwäbischen Alb gewachsen und vom Acker über die Mühle Luz bis zum Bäcker nicht weiter als 50 Kilometer gefahren ist.
Am Engstinger Backtisch lernten Köberle und Röhm, auf welche Weise eine schwäbische Brezel geschlungen wird – im Unterschied zur badischen oder bayerischen Brezel. Auch die Verschiedenheiten der Reutlinger und der Pfullinger Mutschel bekamen die beiden vermittelt. Und selbst das Flechten von Zöpfen aus drei Teigsträngen gelang den beiden Landespolitikern auf Anhieb.
Dabei hat den Landwirtschaftsminister das Konzept der Erzeugergemeinschaft Albkorn auch inhaltlich überzeugt: Köberle zeigte sich „beeindruckt, dass Sie unideologisch und sehr praktisch eine Kette aufbauen vom Acker bis auf den Teller“. Bei Albkorn werde „in der Region für die Region“ produziert – mit äußerst kurzen Wegen und durchschaubaren, dokumentierten Arbeitsprozessen: „Da ist die Produktion wirklich gläsern„, lobte Köberle. „Das ist wirklich vorbildlich, was Sie hier machen.“
„Wir brauchen bei uns keine Gentechnik„, ergänzte der Minister, „wir haben genügend herausragende landwirtschaftliche Produkte im Land.“ Damit vertritt Köberle auch eine Position der Erzeugergemeinschaft Albkorn, die zugleich Mitglied der Gentechnikfreien Anbauregion Reutlingen/ Neckar-Alb ist.
Mit Blick auf die erfolgreiche Zusammenarbeit der Albkorn-Gemeinschaft aus derzeit 28 Landwirten, 8 Bäckereien, der Mühle Luz und der Berg-Brauerei sagte Köberle: „Solche Beispiele für regionale Vermarktung wünsche ich mir noch mehr in unserem Land.“
Erst im September 2010 hatte Köberle den Albkorn-Mitbegründer Helmut Holzschuh mit der Staatsmedaille in Gold für herausragende Verdienste um die Landwirtschaft geehrt.
[Fotos: Gerhard Schindler]